Heinrich Hoffmann
Kirchgang im Schwarzwald, 1905 - 1915
Über das Objekt
Hoffmann greift in diesem Gemälde das Motiv des Kirchgangs auf und hält dabei den Reichtum der Trachten fest. Die jungen Frauen vorne tragen Strohhüte, gefolgt von einer Gruppe mit den typischen Hochzeitskronen, den „Schäppel“. Diese trugen die unverheirateten Frauen an hohen Feiertagen und ein letztes Mal an ihrer Hochzeit.
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Der Heidelberger Maler Heinrich Hoffmann beschäftigte sich immer wieder mit den Traditionen und Bräuchen des Schwarzwaldes. In dieser Szene zeigt Hoffmann, wie wichtig der sonntägliche Gang zur Kirche für die Menschen im Schwarzwald gewesen ist. Der Kirchgang war immer ein besonderes Ereignis, manchmal wurden hierzu traditionelle Trachten getragen. Hoffmann stellt eine Gruppe von Frauen in Trachten dar, die nach dem Gottesdienst die Kirche verlässt. Diese wird auf dem Gemälde nur im Ausschnitt gezeigt, sodass sie sich nicht identifizieren lässt. Auf jeden Fall muss es sich um einen größeren und wohlhabenderen Ort handeln, denn selbst der hier gewählte Ausschnitt zeigt eine stattliche Dorfkirche. Nach der Tracht der Frauen ist der abgebildete Kirchbau vermutlich im Elztal anzusiedeln. Vorneweg laufen einige junge Mädchen mit Strohhüten und eine ältere Frau, dann folgt eine Gruppe von Frauen mit den im Schwarzwald typischen Hochzeitskronen, dem »Schäppel«. Diese Kopfbedeckung tragen die jungen, nicht verheirateten Frauen an hohen Festtagen und ein letztes Mal am Tag ihrer Hochzeit. Der Schäppel verkörperte die Reinheit der Braut. In fast jedem Dorf des Schwarzwaldes gab es eine eigene Hochzeitskronentradition - ein Brauch, der bis heute gepflegt wird. Aus unterschiedlichsten Materialien fertigten die Frauen und Mädchen diese bunten Kronen. Im Sonnenlicht funkelten dann die Glasperlen und Metallplättchen, auch weil diese sich bewegten. Ihren Ursprung haben diese Hochzeitskronen in der Marienverehrung, im 18. Jahrhundert wurden vor allem in Klöstern oftmals Marienkronen gefertigt. Die Tradition der Brautkronen hat sich in vielen Teilen der Schweiz entwickelt und bis heute erhalten. In der Sammlung des Augustinermuseums in Freiburg befinden sich zahlreiche solcher Hochzeitskronen, die allerdings sehr empfindlich sind und nur unter strengen konservatorischen Bedingungen gezeigt werden können. TILMANN VON STOCKHAUSEN