Lukas Kirner
Bildnis von Katharina Werle, geb. Rombach, um 1830
Über das Objekt
Durch einen Zufall konnte die hier dargestellte junge Frau identifiziert werden: ihre Ururenkelin erkannte bei einem Besuch der Schwarzwald-Ausstellung 2019 im Augustinermuseum die Ururgroßmutter, da die Familie ein ähnliches Porträt besitzt. Katharina Werle führte mit ihrem Mann das Gasthaus Adler mit Posthalterei (heute Rathaus) in Furtwangen. Auf dem Porträt trägt sie die dort ansässige Tracht.
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Die detailgetreue Wiedergabe von Trachten ermöglicht heute eine lokale Zuordnung und gibt Einblick in den modischen Wandel. So lassen das mit Blumen bestickte Mieder, der gelbe Zylinderhut und das bunt gestreifte Fransentuch der dargestellten jungen Frau auf die Furtwanger Tracht schließen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte sich in Furtwangen und Umgebung eine florierende Uhrenschildund Strohhutindustrie ausgebildet. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung entstand das Bedürfnis der Schwarzwälder nach repräsentativen Bildnissen. Selbstbewusste Unternehmer, stolze Bauern und Bürger ließen sich von den lokalen Künstlern abbilden. Die Darstellungen zeichnen sich oftmals durch eine authentische Wiedergabe aus. Sie sind nicht geschönt und idealisiert, vielmehr wurde versucht, die Porträtierten möglichst lebensnah abzubilden. Die junge Frau, die mit geröteten Wangen und leicht verkniffenem Lächeln dem Betrachter entgegenblickt, konnte durch einen Zufall identifiziert werden: ihre Ururenkelin erkannte bei einem Besuch der Schwarzwald-Ausstellung 2019 im Augustinermuseum die Ururgroßmutter, da die Familie ein ähnliches Porträt besitzt. Katharina Werle führte mit ihrem Mann das Gasthaus Adler mit Posthalterei (heute Rathaus) in Furtwangen. Es wirkt, als fühle sie sich nicht ganz wohl beim Porträtiert-Werden. Den rechten Arm hält sie etwas steif vor dem Körper, die Hand zieren zwei feine, goldene Ringe. Der gelbe Zylinderhut wird von einem schwarzen Band um ihren Kopf gehalten. Seine Schlaufen reichen bis über das bunt gestreifte Fransentuch, das an der linken Schulter mit einer Brosche zusammengebunden wird. Das Gemälde wird Lukas Kirner zugeschrieben. Kirner wurde als Uhrenschildmaler ausgebildet und wechselte dann, wie viele andere Schwarzwaldkünstler seiner Zeit, zur Porträtmalerei. Zwischen 1830 und 1850 genoss Kirner den Ruf des besten Porträtmalers »auf dem Walde«. Vor allem ließen sich wohlhabende Bauernfamilien und Handelsleute aus der Region Furtwangen von Kirner auf die Leinwand bringen. Zeit seines Lebens malte er ausschließlich Porträts, im Gegensatz zu seinem jüngeren und heute bekannteren Bruder Johann Baptist Kirner (1806-1866), der als Genremaler des Schwarzwaldes berühmt wurde. MIRJA STRAUB