
Die Unterstützung durch den Freundeskreis Augustinermuseum e. V. ist integraler Bestandteil der Geschichte und Zukunft des Augustinermuseums. In Abstimmung mit dem Museum finanziert der Freundeskreis Ankäufe, die schließlich als Schenkungen dem Museum übergeben werden. Dadurch können die Bestände gemäß des Sammlungskonzepts sinnvoll ergänzt und nachhaltig erweitert werden.
Der Freundeskreis blickt auf eine eigene Geschichte zurück, die eng mit der Geschichte des Museums verbunden ist. Seit der Gründung des Vereins im Jahr 1993 konnten über 50 Objekte angekauft werden, die in ihrer Vielfalt die Sammlungsschwerpunkte des Museums widerspiegeln. Unter den Erwerbungen finden sich Werke der bildenden und angewandten Kunst sowie kulturhistorische Objekte. Mit ihrer Mitgliedschaft leisten Freundinnen und Freunde des Augustinermuseums einen entscheidenden Beitrag, den Bestand des Museums zu sichern und Kunst mit regionaler und überregionaler Bedeutung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Sammlungsschwerpunkt: Malerei des 19. Jahrhunderts
Der Bestand von Gemälden aus dem 19. Jahrhundert bildet einen Schwerpunkt der Sammlungstätigkeit am Augustinermuseum. Ein wichtiges Kriterium der Sammlungspolitik des Hauses ist dabei der Bezug zur Region. Gesammelt werden überwiegend regionale südwestdeutsche Künstlerinnen und Künstler, die durch Konvolute oder wichtige Werke vertreten sind. Einzelne Konvolute besonders bedeutender Künstlerinnen und Künstler konnten hierbei noch ergänzt werden, so beispielsweise bei Hans Thoma, Franz Xaver Winterhalter oder den prominenten Vertretern der Künstlerschulen des Schwarzwaldes. Die Vielfalt der Gattungen innerhalb des Sammlungsschwerpunkts spiegelt sich auch in den Schenkungen wider: neben der Landschaftsmalerei stehen die Porträt- und Genremalerei im Vordergrund.
Rund neun Gemälde von Hans Thoma (1839–1924) befinden sich zurzeit in der Sammlung des Augustinermuseums. Die "Schwarzwaldwiese bei Bernau" konnte im Juni 2019 mit Mitteln des Freundeskreises erworben und am 15. Oktober 2019 dem Museum geschenkt werden. Fast 50 Jahre lang befand sich das Gemälde als Dauerleihgabe in der Kunsthalle Karlsruhe. Ende 2018 wurde es von den Eigentümern auf einer Auktion in Köln verkauft und von einem Kunstsammler ersteigert. Es wurde zunächst als Leihgabe in der Sonderausstellung "Schwarzwald-Geschichten" ausgestellt und konnte im Rahmen einer Spendenkampagne des Freundeskreises im Anschluss an die Ausstellung erworben werden.
Das Gemälde entstand nach einer ersten Italienreise des Künstlers im Jahre 1874 und bildet ein Beispiel von Thomas Schaffen in dieser Phase. Zeit seines Lebens kehrte der Künstler regelmäßig nach Bernau, seinem Heimatort im Schwarzwald, zurück. Dargestellt ist eine sanfte Wiesenlandschaft in der Umgebung von Bernau mit einem Bach, zwei Schafen und einem jungen Paar. Der intensive Grünton, der den Wasserreichtum der Hochebenen des Schwarzwaldes dokumentiert, ist charakteristisch für Thomas Landschaftsmalerei.
Mit seiner jüngeren Schwester Agathe (1848–1928) hatte Hans Thoma Zeit seines Lebens eine enge Beziehung. Nach dem frühen Tod seiner Ehefrau, der Malerin Cella Thoma (1858–1901), wohnte er mit seiner Schwester in Karlsruhe.
Das Porträt entstand noch während Thomas Zeit in Frankfurt, in der der Maler gemeinsam mit Agathe, Cella und deren Nichte im Frankfurter Westend einen Haushalt teilte. Nach dem Tod des Malers im Jahre 1924 blieb das Porträt zunächst in Familienbesitz. Im Dezember 2015 gelang es dem Freundeskreis, das Gemälde auf einer Auktion in Berlin für das Augustinermuseum zu erwerben. Es ist eine ausgezeichnete Ergänzung zu Thomas Porträt seiner Mutter, das sich als Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland ebenfalls in der Sammlung des Museums befindet.
Wie mag es wohl für sie gewesen sein, Zeit ihres Lebens für den großen und später berühmten Bruder da zu sein? Strenge, aber auch Milde spiegeln sich im Gesicht Agathes. Wie kann man Malereikunst und Familiäres besser verbinden?
Ulrike Erber-Bader,
Mitglied im Freundeskreis Augustinermuseum e. V.
Das vom Freundeskreis 2014 aus dem Münchner Kunsthandel erworbene Gemälde von Wilhelm Hasemann (1850–1913) zeigt eine junge Frau in Tracht beim Nähen in der Stube. Als Inspiration für das Interieur diente Hasemanns nachgebaute Schwarzwaldstube, die er wiederholt als “Kulisse“ für seine Bilder nutzte. Mit großer Kunstfertigkeit setzt Hasemann auf dem Bild Akzente durch das einfallende Licht, das den Blumenstrauß und die Früchte auf dem Tisch zum Leuchten bringt.
Wilhelm Gustav Friedrich Hasemann zählt zu den Begründern der Gutacher Malerkolonie. Nach einer Ausbildung als Schlosser und Mechaniker studierte er in Berlin und Weimar Malerei und war im Anschluss als Illustrator tätig. Im Jahr 1880 reiste Hasemann erstmals nach Gutach, um dort Zeichnungen für Buchillustrationen anzufertigen. Viele weitere Maler zogen hinzu, wodurch die Gutacher Malerkolonie entstand. Hasemanns Genredarstellungen des ländlichen Brauchtums prägten das Bild des Schwarzwaldes. Seine Postkartenserien mit Schwarzwaldmotiven machten die Gutacher Tracht und den Bollenhut Ende des 19. Jahrhunderts weltbekannt. Das Motiv der Schwarzwaldstube findet sich auch in Hasemanns Gemälde "Im Herrgottwinkel", das sich als Leihgabe des Freiburger Münsterbauvereins e. V. im Augustinermuseum befindet.
Man möchte beim Betrachten verweilen, um dieses Idyll in warmen Farben auf sich wirken zu lassen. Es lädt dazu ein, sich hierhin von der Hektik der Außenwelt zurückzuziehen.
Klauspeter Staeb,
Ehem. Mitglied im Freundeskreis Augustinermuseum e. V.
Die Anbetung der Könige
Anlässlich des 25-jährigen Vereinsjubiläums im Jahre 2018 wurde das Stuckrelief der Anbetung der Könige erworben und während der Jubiläumsfeier am 30. November 2018 feierlich an das Museum übergeben. Der Ankauf des spätmittelalterlichen Reliefs wurde durch Mitgliedsbeiträge und großzügige Spenden finanziert. Es ist die größte Einzelanschaffung eines Kunstwerkes durch den Freundeskreis in der Vereinsgeschichte. Seit Dezember 2018 ist das Relief in der Dauerausstellung des Augustinermuseums zu besichtigen und zählt zu den Highlights des Sammlungsschwerpunktes mittelalterlicher Plastik.
Das qualitätvolle, fein modellierte Stuckrelief steht beispielhaft für die oberrheinische Kunst des späten 15. Jahrhunderts. Dem Werk kommt eine besondere Bedeutung hinzu, da es sich um das letzte erhaltene Exemplar mit diesem Motiv handelt. Dargestellt ist die Anbetung des Jesuskindes durch die Heiligen Drei Könige (Mt 2, 1-12). An der Stelle des dritten Königs, der sich nicht erhalten hat, wurde ein Körbchen auf dem Boden ergänzt. Die beiden anderen Könige sind in kostbaren Gewändern gekleidet und präsentieren ihre Gaben in goldenen Gefäßen, die teils filigrane Goldschmiedewerke wiedergeben.
Das Relief bereichert die Dauerausstellung des Augustinermuseums in mehrfacher Hinsicht: Sein Entstehungskontext und seine stilistische Einordnung passen exakt zu einem der Sammlungsschwerpunkte des Hauses, nämlich der mittelalterlichen Plastik des Oberrheins. Die nachgewiesene Verwendung und Verarbeitung von Vorlagen der bedeutendsten oberrheinischen Kupferstecher lassen dabei vielfältige Bezüge zu anderen Exponaten in der Augustinerkirche zu.
Aufgrund seiner besonderen Materialität und Herstellungsweise ergänzt das Relief zudem die Sammlung um einen wichtigen Aspekt der spätmittelalterlichen Kunstproduktion (und ihrer Vervielfältigungstechniken), der auch in der Forschung mehr und mehr Beachtung findet. Schließlich erzählt die Reliefdarstellung ikonografisch eine ebenso beliebte wie bekannte Begebenheit, die jedoch – auf den zweiten Blick – durch das Fehlen eines dritten Königs spannungsreich gebrochen wird. Damit können auch Fragen an die Objekt- und Restaurierungsgeschichte in den Fokus genommen werden. Insgesamt eröffnen sich so vielschichtige Vermittlungsansätze und -wege für die Besucherinnen und Besucher des Augustinermuseums, die am Beispiel dieses Reliefs auf eine wahre Entdeckungsreise gehen können.
Dr. Eva Maria Breisig
Vielfalt in Material & Technik
Die Schenkungen sind so vielfältig wie die Bestände des Museums selbst. Neben Gemälden, Graphiken und Skulpturen finden sich auch Werke der Alltagskultur wie Möbelstücke oder Kleinplastiken für den privaten Gebrauch. Auch lassen sich interessante Bezüge zwischen den Kunstformen herstellen, da die Arbeiten einzelner Künstler mit verschiedenen Techniken vertreten sind. Zeitlich spannen wir einen Bogen vom Mittelalter über den Barock bis zum beginnenden 20. Jahrhundert. Viele der hier vorgestellten Schenkungen sind in der Dauerausstellung des Augustinermuseums zu sehen, wo sie in kunst- und kulturgeschichtlichen Kontexten aufgearbeitet und präsentiert sind.
Simon Gösers (1735–1816) "Gastmahl im Hause des Simon“ ist das erste Kunstwerk, das 1995 mit finanzieller Unterstützung des Freundeskreises aus Heidelberger Privatbesitz für das Augustinermuseum erworben werden konnte. Das kleinformatige Gemälde ist ein Entwurf für ein Deckenbild, das im Fürstensaal des Klosters St. Peter im Schwarzwald umgesetzt wurde. Es porträtiert die Geschehnisse während eines Besuchs Jesu im Hause des Simon von Bethanien. Göser, der zu den herausragenden Barockmalern Süddeutschlands zählt, führt hier den Blick des Betrachters entlang einer vertikalen Achse. Als Deckenbild konzipiert wurde so der Raum illusorisch nach oben hin geöffnet. Als Entwurf ist das Gemälde eine interessante Ergänzung zum großformatigen Altarbild "Verehrung des Herzens Jesu durch zwei Jesuitenheilige", das ursprünglich aus der Nepomukkapelle in Bad Krozingen stammt und ebenfalls in der Augustinerkirche ausgestellt ist.
Hans Thoma ist in den Beständen des Augustinermuseums in vielfältiger Form vertreten. 2009 wurde der Bestand durch die Schenkung von zwei Brettstühlen erweitert, die auf Entwürfe des Künstlers für die handwerkliche Möbelherstellung zurückgehen. Die beiden Stühle stammen aus der Schnitzereischule Bernau, dem Geburtsort Thomas. Dort wurde unter Leitung des Bernauer Schnitzers Johann Bregger 1894 eine Dependance der Großherzoglichen Schnitzereischule Furtwangen gegründet. Thoma unterstützte und förderte das Handwerk der Schnitzerei und Möbelfertigung mit seinen Entwürfen, da er darin eine besondere Bedeutung für die Region erkannte. Zahlreiche Motive sind bekannt und erhalten.
Der hier gezeigte Brettstuhl trägt den Titel "Gute Nacht". Auf der geschnitzten Stuhllehne sind Fuchs und Hase dargestellt, die sich zu später Stunde - bei Mondschein - per Pfotenschlag gute Nacht sagen. Unterhalb der Hinterbeine des Hasen ist Thomas Signatur in die Lehne geschnitzt.
Anfang 2016 gelang es dem Freundeskreis, diese Holzstatuette aus dem Privatbesitz der Kunsthändlerin Elisabeth Nissen für das Museum zu erwerben. Heute gehört sie zu den Highlights des Sammlungssschwerpunkts mittelalterlicher Plastik und kann von Besucherinnen und Besuchern in der Dauerausstellung besichtigt werden. Durch Haltung, Körperform, Gesicht und Haarkleid ist die geschnitzte Figur einem süddeutschen Künstler des frühen 16. Jahrhunderts zuzuordnen. Nicht nur die künstlerische Qualität und das selten in dieser Größe dargestellte Motiv der Büßerin machen die Figur interessant, sondern auch ihre mehrstufige Nutzungsgeschichte. Zunächst für einen religiösen Kontext bestimmt, wurde sie später privat genutzt. Darauf deuten beispielsweise die geglättete Oberfläche an Brüsten und Hinterteil sowie der Sockel der Figur hin. Möglicherweise war sie in einem frühneuzeitlichen Kabinett aufgestellt, wo sie viel berührt wurde.
Das Motiv der Maria Magdalena im Haarkleid verbreitet sich im 15. Jahrhundert. Der Legende nach lebte die Heilige 30 Jahre als Einsiedlerin in der Wildnis, inmitten von wilden Tieren. Täglich wurde sie von Engeln in den Himmel gehoben. Ihre Nacktheit verhüllte sie durch ein Haarkleid, das ihren Körper wie ein Fell bedeckt. Nur wenig früher entstanden ist die Heilige Maria Magdalena des Tilman Riemenschneider vom Hochaltar der St. Magdalenenkirche in Münnerstadt, die sich seit 1901 im Bayerischen Nationalmuseum befindet.
Mit der finanziellen Unterstützung des Freundeskreises konnte das Augustinermuseum 2011 ein kleines signiertes und auf 1779 datiertes Bildnisrelief aus Alabaster von Franz Anton Xaver Hauser (1712–1772) ankaufen, das in der Vitrine im Chorraum des Museums ausgestellt ist. Es zeigt die Eheleute Clara Ketterer und Johann Conrad von Gleichenstein, deren Wappen jeweils am Sockel angebracht sind. Die beiden Medaillons wurden gefertigt, um im privaten Kreis der Heirat des verstorbenen Paares zu gedenken. Vermutlich wurde es anlässlich des 10. Todestags des 1746 durch Maria Theresia geadelten und 1769 verstorbenen von Gleichenstein angefertigt. So ist auch die Datierung auf dem Denkmal zu erklären, die Hauser 'vorausdatierte'. Franz Anton Xaver Hauser war ein Zeitgenosse Johann Christian Wentzingers (1710–1779) und als Bildhauer im Breisgau und im Elsass tätig. Von ihm sind in der Dauerausstellung auch Büsten der Freiburger Zünfte zu sehen, wie die des Heiligen Lukas und Heiligen Augustus.
Sonderausstellungen
Schenkungen ermöglichen nicht nur die gezielte Erweiterung der Sammlungen, sondern bieten auch die Möglichkeit, Ausstellungsprojekte zu realisieren. Ein Beispiel hierfür ist die Ausstellung "Blauer Himmel über Baden. Ortsansichten des 19. Jahrhunderts von Johann Martin Morat", die das Haus der Graphischen Sammlung von Mai bis September 2019 zeigte. Anstoß lieferte der Ankauf von zehn Graphiken des badischen Künstlers durch den Freundeskreis im Jahre 2013, darunter Aquarelle, aquarellierte Zeichnungen und eine Gouache. Die Schenkungen komplementierten den bis dato 58 Blätter umfassenden Bestand und lieferten neue inhaltliche Bezüge. So eröffneten die Zeichnungen und Aquarelle einen Einblick in Morats Schaffensprozess, indem sie den künstlerischen Prozess des Dokumentierens und Aktualisierens der geographischen und städtebaulichen Vorlage nachvollziehbar machten.
Ausstellungsansicht, Foto: Axel Killian
Der Vedutenmaler Johann Martin Morat (1805–1867) hat seit den 1820er Jahren Orte und Bauten seiner Heimat Südbaden und der angrenzenden Schweiz im Bild festgehalten. Bekannt sind mehr als 90 Ansichten, die er sehr genau nach der Natur abgezeichnet und mit deckenden Gouachefarben zum Leuchten gebracht hat. Seine Blätter sind als historische Dokumente von großer Bedeutung, da sie das damalige Aussehen der dargestellten Landschaften und Orte noch vor bzw. kurz nach Erfindung der Fotografie zuverlässig überliefern. Tatsächlich hat Morat von manchen kleineren Orten die frühesten Ansichten überhaupt, von größeren die für das frühe 19. Jahrhundert genauesten Darstellungen geschaffen.
Von seinem Heimatort Stühlingen nah der Schweizer Grenze aus ist Morat entlang der Rheinebene bis nach Freiburg gelangt. Von Herdern aus hat er um 1830 den Blick auf die Breisgaumetropole in verschiedenen Varianten festgehalten. Seltene Zeichnungen dokumentieren, wie er seine Ansicht vorbereitet und bei einem zweiten Aufenthalt aktualisiert bzw. um Gebäude ergänzt hat.